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Meldeverbot
und
Berni heißt jetzt Wolfgang
Beide Angelegenheiten haben etwas mit Musik zu tun. Deshalb werden sie zusammen abgehandelt.
Es ist ja bekannt, daß Berni schon als Zweijähriger ein auffälliges Interesse an Musik zeigte. Während ich das schreibe, fällt mir etwas ein, was eigentlich auch eine kleine, in sich abgeschlossene Geschichte ist. Er war gerade 2 Jahre alt und nach Konstantins Geburt bei uns in Berlin. Ich hatte meine HiFi-Anlage damals in der Schrankwand. Das Tonbandgerät stand aufrecht im Schrank. Zwei große 26,5 cm Spulen mit Band lagen auf. Berni: “Opa, sind das Steuerräder ?” Ich dachte, was und wie sollst du lange erklären; schalte ein. Es erklang der vorletzte Satz des Konzerts für Orchester von Bela Bartok, Mitschnitt eines Konzerts des RSO-Berlin, das Omi und ich vor vielen Jahren in der Masurenallee gehört hatten; wahrlich nicht gerade einfache Kost. Berni hörte zu meinem Erstaunen fasziniert zu. Als das Thema der ungarischen Volksweise, das Franz Lehar für sein berühmtes “Jetzt geh‘ ich ins Maxim” benutzt hatte, mit schwelgerischem Streicherklang aufblühte, sprang der kleine Wicht auf und schrie begeistert: “Geige, Bogen, Geige Bogen!!!”
Aber nun zurück. Es sollte ja vom Meldeverbot die Rede sein. Berni hat eine sehr gute musikalische Früherziehung genossen, schon lange auf Holzstäben, später auf einer nicht spielbaren Spielzeuggeige und schließlich auf einem spielbaren 1/16 Instrument und dann auf der halben “Hopf” gegeigt, zunächst von Opa sporadisch unterwiesen und seit seiner Einschulung in Rohrbach an der dortigen Privatmusikschule unterrichtet. Dazu kam seit etwa 2 Jahren Schlagzeugunterricht. Das alles brachte mit sich, daß er im Musikunterricht des Gymnasiums von der Lehrerin Meldeverbot erhielt, da er ja sowieso und meist alles Erfragte wisse. Nun kam im Unterricht die Frage, in welchem Schlüssel denn die Noten für den Kontrabaß notiert seien. Großes Schweigen in der Klasse. Niemand meldete sich. Die Lehrerin beobachtete, wie Berni mit seinem Nachbarn eine geflüsterte Unterredung hatte, nach der sich der Nachbar meldete. Er wurde aufgerufen und sagte: “Ich soll von Berni, der ja Meldeverbot hat, ausrichten: Im Baßschlüssel.”
Nachdem unser lieber Enkel sich im gymnasialen Musikunterricht auch bei der Behandlung des Wolfgang Amadeus Mozart als kenntnisreich erwiesen hatte, beschloß die Klasse, ihn künftig Wolfgang zu nennen.
Berlin, 21. März 2005
WK
Für Bernis Eltern Drs. Karola und Martin Kraus
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